Schlagwort-Archive: Menschenrechte

Polizeigesetz-Entwurf in NRW in der Kritik

Nachdem gerade erst in Bayern das hoch umstrittene neue Polizeiaufgabengesetz erlassen wurde, droht auch in NRW eine Verschärfung der Polizeigesetze, die die Grundlagen unseres Rechtsstaats in Frage stellt. „Es ist rechtsstaatlich und menschenrechtlich unzulässig, jemanden, der keine akute Gefahr darstellt und gegen den kein Strafverdacht vorliegt, überhaupt und dann auch noch über einen derart langen Zeitraum zu inhaftieren“, kritisiert Maria Scharlau, Expertin für Polizei und Menschenrechte bei Amnesty International in Deutschland. Eine ausführliche Stellungnahme von Amnesty findet sich hier: https://www.amnesty.de/informieren/aktuell/deutschland-amnesty-kritisiert-geplante-aenderung-des-polizeigesetzes-nordrhein

Am 7. Juli 2018 wird in Düsseldorf eine Großdemo gegen das neue Polizeigesetz stattfinden. Weitere Infos dazu: https://www.no-polizeigesetz-nrw.de/

Gespräch mit MdB Jürgen Hardt zu Afghanistan

Das Thema „Abschiebungen“ beschäftigt in Solingen insbesondere eine Reihe von afghanischen Geflüchteten. Durch die anstehenden Entscheidungen der Verwaltungsgerichte und des BAMF, ggf. kein Asyl zu gewähren, ist der Vorstand des Deutsch-Afghanischen Freundeskreises Solingen aktuell sehr besorgt. Dessen erster Vorsitzender Noor Abrahamkhail hat am 3. Mai 2018 in Abstimmung mit Helmut Eckermann von der Solinger Gruppe von Amnesty International das Gespräch mit unserem Bundestagsabgeordneten, Herrn Jürgen Hardt (CDU), gesucht.

Sie wiesen auf die großen Sorgen hin, nicht zuletzt auf Grund der ständigen Bedrohungen bei Rückführungen in alle Landesteile Afghanistans. Nach wie vor stehen im Vordergrund der Abschiebungen die „Gefährder“, „Straftäter“ oder „Personen mit ungeklärter Identität“. Afghanische Personen aus diesen Gruppen sind – erfreulicherweise – in Solingen nicht bekannt. Große Sorge bereiten aber dennoch die zu erwartenden ablehnenden Asyl-Entscheidungen. Herr Hardt verwies auf die Mitbeteiligung der Länder und Kommunen. Die Sachlage für Afghanistan ist unklar. Herr Hardt geht nach wie vor davon aus, dass es sichere Landesteile gibt.

Die Aussagen von Herrn Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) am 6. Mai 2018 in der Sendung „Bericht aus Bonn“ zu diesem Thema waren ebenfalls wenig konkret. Auf dieser Grundlage ist eine erneute Gesprächsinitiative des Freundeskreises mit dem Solinger Sozialdezernenten, Herrn Jan Welzel, vorgesehen. Dieser hatte vor Jahresfrist zugesichert, den Verein rechtzeitig über mögliche Abschiebungen, in die auch die Leitung des Ausländeramt der Stadt Solingen eingebunden ist, zu informieren.

Helmut Eckermann übersandte Jürgen Hardt im Anschluss an das Gespräch weitere Unterlagen, wie etwa den UNHCR-Bericht vom 12. März 2018 über die aktuelle Lage in Afghanistan und ein Asylgutachten für das VG Wiesbaden vom 5. Februar 2018, in dem es heißt:

Jenseits der allgemein großen Gefahr für Leib und Leben durch den bewaffneten Konflikt sehen sich viele Afghan_innen zusätzlich besonderen Gefahren ausgesetzt, die die Europäische Union und das Völkerrecht als „schwerwiegende Verletzung fundamentaler Menschenrechte“ aufgrund rassistischer Diskriminierung, Religion, Staatsangehörigkeit, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppen oder Vertreter_in einer bestimmten politischen Meinung definiert.

Die Gefahr von Verfolgung ist nicht auf spezielle Orte oder Gebiete beschränkt. Zu schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen kommt es überall im Land, wobei es keine Rolle spielt, ob ein Gebiet dabei effektiv unter der Kontrolle von regierungstreuen oder regierungsfeindlichen Kräften steht.

Wir bitten Sie daher, im zuständigen Ausschuss prüfen zu lassen, ob die Aufhebung des Abschiebungsstopps nach Afghanistan noch weiterhin humanitär zu verantworten ist.

Ferner bitten wir Sie, sich für die Freilassung von Taner Kilic, den Vorsitzenden der türkischen Sektion von Amnesty International und für die Pressefreihit in der Türkei einzusetzen.

Weiterhin erinnern wir an unsere Anfrage zur Zusammenarbeit von deutschen mit libyschen Sicherheitskräften und bitte um entsprechende Stellungnahme.

 

Silberner Schuh für Helmut Eckermann

Unser Mitglied Helmut Eckermann bekam 2006 den Silbernen Schuh für seine 1982 begonnene ehrenamtliche Beratung von Asylsuchenden verliehen. Dadurch kam er seinerzeit auch zu Amnesty International. In der Flüchtlingsberatung ist er heute immer noch eine Institution in Solingen und konnte viele Verständigungsprobleme im Behördenkontakt durch seine besonnene Art lösen und Hilfe vermitteln. Die Stadt Solingen stellt derzeit die Preisträger der letzten Jahre in Videoportraits vor.

Mehr über den Silbernen Schuh, den Solinger Ehrenpreis für mutiges Eintreten gegen Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung:
https://www.solingen.de/de/inhalt/wir-sind-solingen/

Weihnachtsdürpel 2017

Jaja, der Weihnachtsdürpel kommt dieses Jahr auch wieder so furchtbar plötzlich, aber heut ist es endlich wieder soweit: Wir freuen uns ab 15 Uhr auf Euren Besuch und am Samstag und am Sonntag natürlich auch.

Es gibt selbstgemachte Marmelade und Plätzchen, Kuchen im Glas und fair gehandelte Schokolade von der GEPA, außerdem Eintrittskarten für das Theaterstück „Ich werde nicht hassen“ des Ali Jalaly-Ensembles, das wir am 20. April 2018 zusammen mit dem Theater Gaudium in der evangelischen Stadtkirche Ohligs zeigen und – last but not least – könnt Ihr erstens an unserem Stand beim diesjährigen Briefmarathon mitmachen und zweitens eine Geburtstagskarte an Johan Teterissa unterschreiben, der jetzt schon seit fast 10 Jahren in Indonesien inhaftiert ist, obwohl er lediglich friedlich für die Unabhängigkeit der Molukken demonstriert hat.

Freitag, 8. Dezember: 15.00 – 21.00 Uhr, Samstag, 9. Dezember: 11.00 – 21.00 Uhr, Sonntag, 10. Dezember: 11.00 – 18.00 Uhr im Park an der evangelischen Stadtkirche Wittenbergstraße, Solingen-Ohligs.


Und hier noch das Rezept für Bio-Vollwert-Spritzgebäck von Bernhard Erkelenz:

Zutaten:

  • 750g Weizenvollkornmehl*
  • 375g Butter*
  • 300g Vollrohrzucker (Mascobado GEPA fair)*
  • 2 Eier (Empfehlung: „haehnlein“ – die Eier, für die keine männlichen Küken geschreddert oder vergast werden)*
  • Saft und Schalenabrieb einer halben Zitrone*
  • etwas Kochsalz

* K.b.A. (kontrolliert biologische/r Anbau bzw. Haltung)

Theater: Ready for boarding

Foto: Olga Holzschuh

In Kooperation mit dem Kulturmanagement der Stadt Solingen zeigen wir am 7. Oktober 2017 im Theater und Konzerthaus das Live-Hörspiel „Ready for boarding“ des Brachland-Ensembles, das auf dem CIA-Folterreport basiert.

Paris, Brüssel, Nizza, Würzburg, Ansbach. Zunehmende Verunsicherung in der europäischen Gesellschaft. Das Brachland-Ensemble wirft in der derzeitigen fragilen Lage einen Blick zurück auf den 11. September 2001 und die Auswirkungen auf den Umgang mit Bürger- und Menschenrechten – Werte, die in der jetzigen Situation erneut angreifbar erscheinen. Die Anschläge von 09/11 veränderten die politische und gesellschaftliche Stimmungslage gewaltig und führten dazu, dass die damalige US-Regierung ohne Rechtsgrundlage Menschen inhaftierte und folterte. Der Untersuchungsbericht des US-Senats über das geheime CIA-Verhör- und Internierungsprogramm deckt die Geschehnisse auf und diente dem Brachland-Ensemble als Basis für dieses Live-Hörspiel.

Drei SprecherInnen vertonen mit Hilfe weniger Requisiten den fassungslos stimmenden Text, der teils zu Dialogen umgeschrieben wurde und so den 600 Seiten starken Bericht in lebendige und schier unfassbare Situationen übersetzt. Atemberaubend ist dabei nicht nur die Perfidität der CIA-Verhörmethoden, sondern auch das Scheitern einer Bürokratie, die versagte, als es darauf ankam. In Anbetracht der Anschläge in Europa stellt sich die Frage, wie heute dieser Gefahr begegnet wird: Werden Europas Regierungen besonnener sein als aktuelle US-Präsidentschaftskandidaten, die die Wiedereinführung des CIA-Programms fordern?

Im Anschluss an die Aufführung findet eine Diskussionsrunde in Anwesenheit von Gruppenmitgliedern von Amnesty International sowie dem Ensemble statt.

Samstag, 7. Oktober 2017 um 19:30 Uhr

Theater und Konzerthaus Solingen
Konrad-Adenauer-Straße 71
42651 Solingen

Eintritt 17,-€
Schüler und Studenten 5,- €
Rentner 40% Ermäßigung
Behinderte und Solingen-Pass-Inhaber 50% Ermäßigung

Kartenvorverkauf

Renovierung des Menschenrechtspfads

Margret Engel (links) von der Firma Ätztechnik Herbert Caspers und Daniela Tobias von der Solinger Amnesty-Gruppe.

In den Sommerferien wurde der Pfad der Menschenrechte an der Korkenziehertrasse komplett überarbeitet. Nach 5 Jahren waren leider an einigen Stellen die farbigen Grafiken beschädigt und im wahrsten Sinne des Wortes „der Lack ab“.

Für Margret und Thomas Engel von der Firma Ätztechnik Caspers war es eine Ehrensache, die Renovierung kostenlos zu übernehmen. Auch die Solinger Firmen Solith und Schäfer Werbung beteiligten sich. Die Farbdrucke auf den Edelstahlplatten wurden entfernt, neu gedruckt und anschließend mit einer neuen Grafittischutzfolie überzogen, die deutlich widerstandsfähiger sein soll als der vorherige Lack.

„Wenn man sieht, wie schnell man heute in der Türkei einfach verhaftet werden kann, dann muss man dafür einstehen, dass die Menschenrechte verteidigt werden“, erläutert Thomas Engel das Engagement von Ätztechnik Caspers.

Genutzt wurde der Pfad im letzten Jahr von der Internationalen Klasse des Mildred-Scheel-Berufskollegs. Johanne Buyken hatte mit ihren Schülerinnen und Schülern Texte über Menschenrechte entwickelt, die während eines Projekts mit dem Jump-In der AWO-Aqua als Audioaufnahmen eingesprochen wurden und jetzt für den Audioguide zum Menschenrechtspfad zur Verfügung stehen. Im kommenden Jahr möchte sich Buyken erneut mit ihrer Klasse daran beteiligen.

Die Stadt Solingen wird im Winter noch rote Pflastersteine vor den Tafeln verlegen, um die Sichtbarkeit zu erhöhen.