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Film-Projekt über den Kongo wühlt Zuschauer auf

Moderatorin Tina Adomako (2.v.l.) band in die Diskussion mit Dramaturgin Eva-Maria Bertschy (3.v.l.), Jimmy Kenga (links) und Ariane Bischof (rechts) auch das Publikum ein. Foto: Daniela Tobias

Wie sich das Publikum fühle, wollte Moderatorin Tina Adomako vor Beginn der Diskussionsrunde wissen. Traurig, ratlos, wütend, äußerten einige der etwa 40 Besucher, die sich den Dokumentarfilm „Das Kongo-Tribunal“ zuvor angesehen hatten. Die Solinger Gruppe von Amnesty International, der Arbeitskreis Bildung für nachhaltige Entwicklung und das Forum für soziale Innovation hatten das vielbeachtete Filmprojekt des Regisseurs Milo Rau im Bürgersaal der Stadtkirche am Fronhof gezeigt.

Die Dramaturgin des Films, Eva-Maria Bertschy, war für die anschließende Gesprächsrunde angereist und beantwortete zusammen mit Ariane Bischoff, der Nachhaltigkeitsbeauftragten der Stadt Solingen, und Jimmy Kenga von der Wuppertaler Initiative Africa 2000 die zahlreichen Fragen des Publikums.

Das fiktive Tribunal mit realen Betroffenen und Verantwortlichen fand 2015 gleichzeitig im Kongo und in Berlin statt und verhandelte Menschenrechtsverbrechen durch Großkonzerne und Milizen, die weder durch die kongolesische Regierung noch durch die Weltgemeinschaft verhindert oder sogar noch befördert wurden.

Ariane Bischoff setzte der gefühlten Machtlosigkeit entgegen, dass neben den Wirtschaftslobbyisten auch die Bürger ihren Einfluss durch Petitionen geltend machen können. „Derzeit gibt es eine Kampagne für ein wirksames Lieferkettengesetz, denn die Selbstverpflichtung der Unternehmen hat versagt.“

Eva-Maria Bertschy betonte, dass man Politiker auf allen Ebenen in die Pflicht nehmen müsse. „Die Verantwortung auf die Bürger und ihre Konsum­entscheidungen abzuwälzen hilft nicht weiter. Es müssen klare Regulierungen her und deren Einhaltung sichergestellt werden.“

Aus der Erfahrung von Amnesty International wisse man, dass Hartnäckigkeit sich am Ende auszahle, so Helmut Eckermann. Auch Jimmy Kenga hat die Hoffnung, dass sein Geburtsland Kongo sich weiter stabilisiert. Das Prinzip der Ausbeutung, das seit der Kolonialzeit besteht, müsse aber ein Ende haben.

Vor Ort hatte das inszenierte Tribunal reale Auswirkungen. So trat nach der Veröffentlichung des Films der Innenminister der Provinz zurück. Auch das EU-Parlament sah sich die Dokumentation an. „Gerne hätten wir ihn Vertretern von Großkonzernen gezeigt, aber dort gab es keine Bereitschaft“, bedauerte Eva-Maria Bertschy.

Kino für Menschenrechte: Das Kongo-Tribunal

Foto: Vinca Film

Am 14. November 2019 zeigen wir in Kooperation mit dem Arbeitskreis „Bildung für nachhaltige Entwicklung Solingen“, dem Forum für soziale Innovation (FSI) und der Bergischen VHS den Dokumentarfilm „Das Kongo-Tribunal“ von Milo Rau.

„„Das Kongo Tribunal“ durchleuchtet anhand eines Tribunals vor Ort im Ostkongo und in Berlin die Gründe und Hintergründe für den seit bald 20 Jahren andauernden Krieg im Gebiet der Großen Seen. Dabei entsteht ein menschlich erschütterndes, analytisch tiefgründiges Tableau der neokolonialen Weltordnung.

„Das Kongo Tribunal“ versammelte die zentralen Akteure und Analytiker des Kongokriegs in Bukavu – der Provinzhauptstadt der vom Krieg am direktesten betroffenen Provinz Süd-Kivu – und wenig später in Berlin, zu einem großen zivilen Volkstribunal, das als Reaktion auf die Passivität der Internationalen Gemeinschaft der jahrzehntelangen Straflosigkeit in der Region entgegenwirken sollte. Längst geht es nicht mehr um ethnische Gegensätze, sondern vor allem um die Kontrolle über Rohstoffe. Die Toten gehen in die Millionen, die Täter bleiben straffrei. Unter großem Zuspruch der regionalen Bevölkerung entstand ein einzigartiges künstlerisches Großereignis. Inszeniert und doch hyperreal und politisch höchst relevant. Mehr als hundert Journalisten aus der ganzen Welt nahmen an den Tribunalen in Ostafrika und Europa Teil, um über das „größenwahnsinnigste Kunstprojekt unserer Zeit“ (Radio France Internationale – RFI) zu berichten.“

An der anschließenden Diskussionsrunde nehmen neben der Dramaturgin des Films, Eva-Maria Bertschy, auch Ariane Bischoff, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Stadt Solingen, und Jimmy Kenga von der Wuppertaler Initiative Africa 2000 teil. Moderiert wird die Runde von Tina Adomako (Promotorin für Interkulturelle Öffnung und Empowerment, FSI).

„Das Kongo-Tribunal“
Dokumentarfilm, Deutschland/Schweiz 2017
100 Minuten
Regie: Milo Rau

Donnerstag, 14. November 2019, 18:00 Uhr
Bürgersaal der ev. Stadtkirche Fronhof,
Kirchplatz 14, 42651 Solingen

Für einen Snack zwischen Film und Gesprächsrunde ist gesorgt. Der Eintritt ist frei.

Auch Schülergruppen sind herzlich willkommen, mit der Bitte um Voranmeldung unter info@amnesty-solingen.de.

Kino: La misma luna

„La misma luna – derselbe Mond“ ist der dritte Film unserer Reihe „Kino für Menschenrechte 2015“ und führt uns an die mexikanisch-amerikanische Grenze.

La misma luna. Quelle: Fox searchlight pictures
La misma luna. Quelle: Fox searchlight pictures

Der neunjährige Carlitos lebt in Mexiko bei seiner Großmutter, da seine Mutter in Los Angeles illegal als Hausmädchen arbeitet, um die Familie zu unterstützen. Seit vier Jahren hat er sie nicht mehr gesehen. Als die Großmutter stirbt, beschließt er, allein zu seiner Mutter zu reisen und beschreitet damit einen steinigen Weg: Zunächst passiert er die Grenze in einem Auto versteckt, verbringt die Nacht in einem Lager für illegale Arbeiter, arbeitet zeitweise auf einer Tomatenplantage und in einer Imbissküche, bis eines Tages der große Moment gekommen ist, an dem er seine Mutter zu treffen hofft. Für die mexikanischen Arbeitskräfte ist der Kampf um die Arbeitserlaubnis seit vielen Jahren ein brisantes Thema und der Film verarbeitet dies auf besonders menschliche und mitfühlende Weise, ohne ins Politische zu gehen. „La Misma Luna“ zielt auf die essentielle Bedeutung der familiären Bande eines jeden Menschen ab. (Quelle: Blickpunkt: Film)

Die Geschichte wurde mit bekannten mexikanischen Schauspielern verfilmt und lief in Mexiko sehr erfolgreich. Welche Rolle solche scheinbar unpolitischen Filme für die dortige Gesellschaft spielen und wie sich die tieferliegenden Hintergründe dieser anhaltenden Migrationsbewegung darstellen möchten wir mit dem Referenten José Rodrigo Alcántara Serrano diskutieren. Er arbeitet als Dozent an der katholischen Fakultät der Uni Münster.

La misma luna
Spielfilm, Mexico/USA 2007, 112 Min.

Dienstag, 20. Oktober 2015, 19:00 Uhr
Forum der Bergischen VHS Solingen, Mummstr. 10
Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

Weitere Infos zu unserer Filmreihe:
amnesty-solingen.de/kino-fuer-menschenrechte-2015

Kino für Menschenrechte 2015

Menschenrechte verstehbar machen: ihre Bedeutung, ihre Notwendigkeit, ihre Verletzlichkeit. Filme sehen, die uns Einblicke geben in eine Welt jenseits unseres täglichen Horizonts.

aiKino2015webDie Solinger Gruppe von Amnesty International zeigt auch 2015 wieder zwei Spielfilme und zwei Dokumentarfilme. Sie erzählen meistens nicht von der Sonnenseite des Lebens, aber oft von der Hoffnung und der Sinnhaftigkeit, nicht nachzulassen im Einsatz für die weltweite Umsetzung und Einhaltung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Wie im letzten Jahr legen wir wieder einen besonderen Schwerpunkt auf den Dialog. Wir laden Sie ein, nachzufragen und mit uns und den eingeladenen Referentinnen und Referenten zu diskutieren.

Denn die Erfahrung von Amnesty International zeigt: Es kann sich etwas bewegen. Immer dann, wenn Menschen über Menschenrechte sprechen. Wenn die Öffentlichkeit nicht weg-, sondern hinschaut.

Wann? Jeweils dienstags 19:00 Uhr
Wo? Im Forum der Bergischen VHS Solingen, Mummstr. 10, 42651 Solingen

Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

Download Flyer: aiKino2015web.pdf

Recht auf Erholung

Die Gewerkschaft ver.di startete am Montag eine Aktionswoche für das Recht auf Urlaub. „Jeder hat das Recht auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit und regelmäßigen bezahlten Urlaub“, heißt es in Artikel 24 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Eine Pressekonferenz fand darum im Beisein von Vertretern der Amnesty-Gruppe am Pfad der Menschenrechte statt. Helmut Eckermann referierte dabei über die schwierige Situation der Gewerkschafter in Ländern wie Mexico und Guatemala, für die sich Amnesty einsetzt. Verdi-Geschäftsführer Jürgen Krause erinnerte an die Leistungen der Gewerkschaften in Deutschland, die erst in den 1960er Jahren einen gesetzlich geregelten Mindesturlaub erstreiten konnten.

Das Solinger Tageblatt berichtete am 4. Juni 2013: „Aktionswoche für den Urlaub“

Aktuell können Sie sich an einer Eil-Aktion von Amnesty International für einen Journalisten und Gewerkschafter aus dem Tschad beteiligen: Urgent Action für Eric Topona. Unter dem Link finden Sie Informationen zu dem Fall und Vorschläge für eine Email, die Sie bis zum 19. Juni 2013 an den Deutschen Botschafter der Republik Tschad schicken können.

Art. 24: Recht auf Erholung und Freizeit