Indonesien erlesen

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Silke Höttges liest aus Andrea Hiratas Roman „Die Regenbogentruppe“, übersetzt von Peter Sternagel, © Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag München 2013

Eine leicht überforderte Mutter, die den ersten Schultag ihres Sohnes vorbereitet: Schultornister, Schreibzeug, Schultüte, Sportsachen, Bastelsachen, usw. und das alles bitte nicht schwerer als 10% des Körpergewichts – gut, dass der Junge etwas übergewichtig ist – macht summa summarum knapp 400 €. Geht doch.

Diesen überraschenden Kontrast wählte Silke Höttges als Einstieg in die Lesung aus dem Roman „Die Regenbogentruppe“ des indonesischen Autors Andrea Hirata. Dort fehlt es an fast allem, insbesondere am zehnten Schüler, der am ersten Schultag für den Fortbestand der Dorfschule Voraussetzung ist. Aber er kommt, wenn auch mit Verspätung. Woran es den Schülern jedoch niemals mangelt sind Wissensdurst und Freude am Lernen.

Silke Höttges wählte Szenen aus, die am Beispiel des kleinen Lintang die Entbehrungen verdeutlichen, die der Junge und seine bitterarme Familie auf sich nehmen, um ihm den Traum vom Lernen zu ermöglichen. Auch die Lehrerin, die unermüdlich versucht ihre Schüler zu begeistern, spielt eine zentrale Rolle in dem Roman und ist das Alter Ego von Andrea Hirata, dessen Lebensmotto „Do I inspire you?“ in Indonesien großen Wiederhall findet.

Die Amnesty-Gruppe verband die Lesesequenzen mit Informationen über Indonesien, die Beziehungen zwischen Deutschland und dem Inselstaat und über den Fall von Johan Teterissa, den unsere Gruppe seit 2009 betreut.

Die Lesung fand auch aus Anlass der Frankfurter Buchmesse statt, bei der in diesem Jahr Indonesien Gastland ist. Zahlreiche Bücher indonesischer Autoren wurden deswegen jetzt ins Deutsche übersetzt.

Am 1. Dezember zeigen wir in unserer Reihe „Kino für Menschenrechte“ den Dokumentarfilm „The act of killing“, den Joshua Oppenheimer 2012 in Indonesien mit den Mördern des Militärputschs von 1965 gedreht hat. Derzeit ist der Nachfolgefilm „The look of silence“ in den Kinos, der die Perspektive der Opfer einnimmt. Wir freuen uns auf einen spannenden Abend und den Besuch von Karl Mertes von der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft Köln, die bereits seit 1950 Brücken nach Südostasien schlägt.