„Du sollst nicht hassen“ heißt die Biographie von Dr. Izzledin Abueleish. Die Adaption für die Bühne: „Ich werde nicht hassen“. Das Ein-Personen-Stück berichtet aus der Ich-Perspektive des palästinensischen Frauenarztes, der in Israel arbeitete, um seinen beruflichen Traum zu verwirklichen, der aber auch seinen palästinensischen Landsleuten zu einem besseren Leben verhelfen wollte. Er scheiterte in Gaza an der Hamas, in Israel an der Willkür der Behörden, die ihn immer wieder schikanierten. Michael Morgenstern vom Ali Jalaly-Ensemble verkörperte diesen Menschen zwischen Begeisterung und blanker Verzweiflung mit einer Intensität, die das Publikum erschütterte. 70 Besucher waren am 23. November in die Evangelische Stadtkirche Ohligs gekommen, um die Geschichte von Dr. Abueleish zu sehen. Amnesty International hatte zusammen mit der Theatergruppe Gaudium der Kirchengemeinde dazu eingeladen.
Vom kleinen Jungen, der sich zerreißt zwischen dem Wunsch, zur Schule zu gehen und der Notwendigkeit seine bitterarme Familie durch Arbeiten zu unterstützen, bis hin zum erfolgreichen Mediziner, der Einladungen nach Harvard erhält und von seinen israelischen Kollegen geschätzt wird, tänzelt Abueleish immer wieder glückselig durch sein Leben, wenn er Unterstützung von anderen erfährt, schluckt den Ärger runter, wenn er grundlos schikaniert wird. Unerträglich wird es, als er an Checkpoints stundenlang festgehalten wird während seine Frau im Sterben liegt. Der Wettlauf gegen die Zeit ist ein Albtraum, der ihn immer wieder heimsucht. Doch der eine Verlust ist kaum verwunden, da wird sein Haus vom israelischen Militär bombardiert. Drei seiner Töchter und eine Nichte kommen ums Leben.
Abueleish weigert sich an dieser Stelle, sich in die Spirale des Hasses zu begeben. Er nimmt ein Angebot aus Canada an, verlässt Gaza und gründet eine Friedensstiftung, die sich für bessere Bildungschancen von Mädchen und Frauen einsetzt. Der Schauspieler Michael Morgenstern setzte sich am Ende des Stückes vor das Publikum und sagte: „Es ist an der Zeit, sich hinzusetzen und miteinander zu reden.“
Nach minutenlangem Applaus kamen die ersten Fragen: „Wie gehen Sie damit um, so etwas zu spielen?“ Ein junger Mann, der erst seit wenigen Jahren in Solingen lebt, berichtete: „Ich habe genau so etwas erlebt. Ich habe diese Bilder immer im Kopf.“ Trotz der Hölle, die Morgenstern greifbar machte, blieb der Eindruck, dass menschliche Begegnung heilen kann und das auch an diesem Abend ein Stück weit passierte.
- Andreas Erdmann berichtete für das Solinger Tageblatt: „Aufrüttelndes Einpersonen-Stück – Theaterstück thematisiert die Gräuel des Krieges in Gaza“ (Foto: Uli Preuss)