Auftaktveranstaltung „Cities for Life“ erfolgreich

Die Resonanz war trotz starker Termin-Konkurrenz erfreulich gut. Etwa 30 Besucher fanden am 30. November – dem internationalen Tag gegen die Todesstrafe – den Weg in den Franziskus-Saal der Gemeinde St. Clemens, auch dank der grünen Beleuchtung der Kirchenfenster, die Frank Göllmann inszeniert hatte.


Begrüßt wurden die Besucher von Pfarrer Michael Mohr, dessen Gemeinde zusammen mit dem Katholikenrat Solingen und dem Katholischen Bildungswerk Wuppertal/Remscheid/Solingen zu den Ausrichtern der Veranstaltung zählte. Ein Grußwort kam von Bürgermeister Ernst Lauterjung, der berichtete, dass der Stadtrat vor genau einem Jahr einstimmig beschloss, dem Bündnis ‚Cities for Life – Städte gegen die Todesstrafe‘ von Sant‘ Egidio beizutreten und sich für die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den Wert des Lebens und die Würde des Menschen stark zu machen.

Bernhard Erkelenz beschrieb als Initiator aus dem Amnesty-Kreis den langen Anlauf, den das Projekt nehmen musste, bis sich die Klingenstadt schließlich in das weltweite Bündnis einreihen konnte. Er verwies auf das Solinger Stadtwappen, das mit dem Anker an den Stadtheiligen Clemens erinnert, der Opfer staatlicher Gewalt wurde, und außerdem zwei Schwerter zeigt, die daran erinnern, dass Solingen auch Richtschwerter produzierte. Die Diskussion um die Todesstrafe gehört aber leider auch bei uns nicht der Vergangenheit an, wie einige Kommentare bei Facebook zur Berichterstattung über den bevorstehenden Aktionstag Anfang der Woche zeigten. Auch eine Umfrage unter Jura-Studenten, wo über ein Viertel der Befragten die Wiedereinführung befürworteten, lässt aufhorchen.

Kerstin Birke von Sant‘ Egidio Mönchengladbach berichtete anschließend von der Entstehung der Initiative „Cities for Life“ und dem mühsamen Werben für einen Verzicht auf die Todesstrafe. Es gehe Stück für Stück voran und Geschichten, wie die des US-Amerikaners Billy Moore, könnten greifbar machen, warum die Todesstrafe eine Gesellschaft moralisch korrumpiert. Als junger Mensch erschoss Moore bei einem Einbruch den Besitzer des Hauses, der ihm mit einer Waffe gegenüberstand. Er war sofort geständig, wurde dennoch ohne eine nennenswerte Verhandlung schon nach drei Stunden zum Tode verurteilt. Der erste Vollstreckungstermin verstrich, ohne dass sein Anwalt ihm mitgeteilt hatte, dass der Fall bereits automatisch in die nächste Instanz gegangen war. Moore verteidigte sich daraufhin selber und nahm auch Kontakt zur Familie des Opfers auf. Er bat um Verzeihung und bekam innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Briefe von Angehörigen, die ihm erklärten, dass sie als Christen keinen Hass zulassen wollten und seine Entschuldigung annähmen. Moore studierte während seiner Haft Theologie und Jura, setzte sich für menschenwürdige Haftbedingungen ein. Die Todesstrafe wurde nach Jahren schließlich auch auf Druck der Familie des Opfers in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt, die Moore inzwischen abgesessen hat. Heute geht er an Schulen und erklärt, dass ihn die drohende Todesstrafe damals sicher nicht von seiner Tat hätte abschrecken lassen, es also kein Sicherheits-Argument dafür gebe. Außerdem sei klar, dass die Todesstrafe in den USA überproportional oft Schwarze treffe, es also auch keine Frage der Gerechtigkeit sei. Nicht zuletzt bleibt die Frage, was es mit denjenigen macht, die die Todesstrafe vollstrecken müssen. „Es ist nicht logisch den Leuten klarmachen zu wollen, dass Töten etwas Falsches ist, indem man es selber tut“, resümierte Kerstin Birke.

Musikalisch begleitet wurde der Abend von Johannes Lindemeyer und Rüdiger Werk. Im Anschluss kamen die Besucher bei einem kleinen Buffet ins Gespräch.