Am 2. Dezember hatten wir Prof. Heiner Roetz und Dr. Tania Becker zu unserem Film-Abend über Ai Weiwei zu Gast. Ein spannendes und nachdenkliches Gespräch bildete den Schlusspunkt unserer diesjährigen Filmreihe „Kino für Menschenrechte“. Besonderer Dank gilt allen Referent_innen, die sich 2014 Zeit für die Fragen unseres Publikums genommen haben und natürlich auch den Besuchern, die sich darauf eingelassen haben.
Das Solinger Tageblatt berichtete am 6. Dezember:
„Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, hätte ich nicht gewusst, dass Katzen Türen öffnen können“, erzählt Ai Weiwei der Dokumentarfilmerin Alison Klayman. Im Atelier des chinesischen Konzeptkünstlers leben 39 Katzen, die darauf warten, dass ein Mensch ihnen die Türe nach draußen öffnet, während die vierzigste einfach auf die Klinke springt. Auch Ai Weiwei war jemand, der nicht darauf warten wollte, dass sich der chinesische Staat den Prinzipien der Demokratie und Meinungsfreiheit gegenüber öffnet. Er legte seinen Finger in die Wunden und bezahlte einen hohen Preis dafür.
Die Solinger Gruppe von Amnesty International zeigte „Ai Weiwei – never sorry“ am Dienstag Abend im Forum der VHS in der Reihe „Kino für Menschenrechte“ und hatte zwei Kenner der chinesischen Kunstszene zum anschließenden Gespräch zu Gast: Prof. Heiner Roetz von der Ruhruniversität Bochum und Dr. Tania Becker von der HU Berlin. Dass der chinesische Künstler mometan kein öffentliches Thema mehr ist, zeigte sich auch am schwachen Besucherinteresse. Gerade einmal 20 Stühle waren besetzt. „Im Film, der mit der Freilassung Ai Weiweis nach 3-monatiger Haft im Jahr 2011 endet, sehen wir noch einen optimistischen Menschen, der glaubt, etwas für sein Land erreichen zu können. Aber er ist heute ein gebrochener Mann, der immer noch unter Hausarrest steht und kaum mehr die Kraft für Interviews aufbringt“, erklärt die Kunstwissenschaftlerin Tania Becker. „Die Arbeit von Amnesty International und anderen Menschenrechtsorganisationen ist enorm wichtig“, betont Heiner Roetz. „Aufmerksamkeit ist der beste Schutz vor Willkür.“ Kritisch sieht der Sinologe relativistische Ansichten mancher Kollegen. „Da wird mit chinesischer Kultur argumentiert, der man keine westlichen Werte überstülpen könne. Wir sprechen hier aber von massiven Menschenrechtsverletzungen. Da geht es um einen Machtapparat, nicht um Kultur.“
Am Konzept der Kino-Reihe will die Amnesty-Gruppe auch 2015 festhalten. „Jeder Film wirft Fragen auf, und wir finden es sehr wichtig, dem Publikum nach der Vorführung ein Gespräch mit sachkundigen Referenten anzubieten“, so Helmut Eckermann, Sprecher der Gruppe. Im neuen Jahr geht es am 14. April mit dem Spielfilm „Geliebtes Leben“ aus Südafrika weiter.
Hinweis: Im ST erschien eine gekürzte Version des Textes von Daniela Tobias. Das Film-Programm für 2015 finden Sie HIER.