In den Sommerferien wurde der Pfad der Menschenrechte an der Korkenziehertrasse komplett überarbeitet. Nach 5 Jahren waren leider an einigen Stellen die farbigen Grafiken beschädigt und im wahrsten Sinne des Wortes „der Lack ab“.
Für Margret und Thomas Engel von der Firma Ätztechnik Caspers war es eine Ehrensache, die Renovierung kostenlos zu übernehmen. Auch die Solinger Firmen Solith und Schäfer Werbung beteiligten sich. Die Farbdrucke auf den Edelstahlplatten wurden entfernt, neu gedruckt und anschließend mit einer neuen Grafittischutzfolie überzogen, die deutlich widerstandsfähiger sein soll als der vorherige Lack.
„Wenn man sieht, wie schnell man heute in der Türkei einfach verhaftet werden kann, dann muss man dafür einstehen, dass die Menschenrechte verteidigt werden“, erläutert Thomas Engel das Engagement von Ätztechnik Caspers.
Genutzt wurde der Pfad im letzten Jahr von der Internationalen Klasse des Mildred-Scheel-Berufskollegs. Johanne Buyken hatte mit ihren Schülerinnen und Schülern Texte über Menschenrechte entwickelt, die während eines Projekts mit dem Jump-In der AWO-Aqua als Audioaufnahmen eingesprochen wurden und jetzt für den Audioguide zum Menschenrechtspfad zur Verfügung stehen. Im kommenden Jahr möchte sich Buyken erneut mit ihrer Klasse daran beteiligen.
Die Stadt Solingen wird im Winter noch rote Pflastersteine vor den Tafeln verlegen, um die Sichtbarkeit zu erhöhen.
Am Samstag, 16. September 2017 findet ab 11 Uhr in der Solinger Innenstadt (Fronhof/Hauptstraße/Clemensgalerien) wieder das Umwelt- und Kulturfest „Leben braucht Vielfalt“ statt. Amnesty ist in diesem Jahr Veranstaltungspartner, denn das Motto „frei. gleich. fair“ bezieht sich auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Hierzu wird es während des Festes eine Quiz-Rallye geben.
Wir sind natürlich auch wie gewohnt mit einem eigenen Stand vertreten und sammeln Unterschriften. Außerdem haben wir unser beliebtes Torwandschnipsen dabei, bei dem man mit geschickten Fingern fair gehandelte Produkte von GEPA gewinnen kann.
Am 19. September zeigen wir im Forum der VHS mit „Les mécréants – Die Ungläubigen“ den dritten Film aus der Reihe „Kino für Menschenrechte 2017“.
Auf Befehl ihres religiösen Anführers kidnappen drei junge Islamisten eine libertär eingestellte Schauspielgruppe, die gerade auf Tournee geht. Da die Kontakte der Entführer zu ihrer Organisation abbrechen, müssen sie sieben Tage mit ihren Gefangenen in einem abgelegenen Versteck verbringen.
Eine lange Zeit, in der beide Seiten gezwungen sind, sich näher kennen zu lernen. Auf der einen Seite Männer, die ihre elenden Lebensbedingungen satt haben und sich deshalb in religiösen Obskurantismus verrennen. Auf der anderen Seite Männer und Frauen, die zwar anderen Gesellschaftsschichten angehören, aber ebenso unter dem korrupten System leiden. Auch sie können mit ihren kulturellen Aktivitäten nicht mehr verändern als die anderen in ihrem Extremismus.
Diese Seiten begegnen sich in der Regel nicht und vermögen deshalb hinter dem Bart des einen und dem Minirock der anderen kaum den Menschen zu erkennen. Erst die ungewollte Nähe bringt sie dazu, bisherige Gewissheiten in Frage zu stellen.
Als Gesprächspartner für die anschließende Diskussionsrunde mit dem Publikum haben wir die muslimische Theologin Rabeya Müller eingeladen. Sie ist Gründungsmitglied des liberal-islamischen Bundes LIB e.V. und stellvertretende Vorsitzende des Zentrums für islamische Frauenforschung und Frauenförderung.
Les mécréants
Spielfilm, Marokko/Schweiz 2012, OmU
Regie: Mohcine Besri
Dienstag, 19. September 2017, 19:00 Uhr
Forum der Bergischen VHS Solingen, Mummstr. 10
Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.
In Kooperation dem Christlich-Islamischen-Gesprächskreis und der Bergischen VHS Solingen.
Wir möchten noch darauf hinweisen, dass der Film in arabisch mit deutschen Untertiteln gezeigt wird und deswegen auch für Neu-Solinger aus den arabischen Ländern, die noch nicht so gut deutsch sprechen, besonders interessant ist. Wenn Sie entsprechende Menschen kennen, bringen Sie sie gerne mit!
Am 23. Mai zeigen wir im Forum der VHS mit „Sonita“ den zweiten Film aus der Reihe „Kino für Menschenrechte 2017“.
Wenn die 18-jährige Sonita es sich aussuchen dürfte, dann wären Michael Jackson ihr Vater und Rihanna ihre Mutter. Sonita stammt aus Afghanistan und lebt ohne ihre Familie in Teheran. Ihr sehnlichster Wunsch: eine berühmte Rapperin zu sein. Eine soziale Einrichtung unterstützt sie bei der Überwindung der Fluchttraumata und bei der Planung ihrer Zukunft, doch ihre Familie hat ganz andere Pläne: Sie plant, sie für 9000 $ an einen fremden Ehemann nach Afghanistan zu verkaufen und die Zeit drängt, da die Familie Geld braucht für die Hochzeit des Sohnes.
Um sich Zeit zu verschaffen für die Verwirklichung ihres Traumes, gelingt es Sonita, mit einer Geldzahlung vorerst die drohende Rückkehr nach Afghanistan zu verhindern. Diese Zeit nutzt sie, um in Teheran ein Musikvideo aufzunehmen und dieses auf youtube zu stellen. Der Clip ist ein furioser Aufruf gegen die Zwangsheirat und bekommt eine weltweite Aufmerksamkeit, die das Leben von Sonita entscheidend verändern wird.
Als Gesprächspartner für die anschließende Diskussionsrunde mit dem Publikum haben wir die Noor Abrahimkhail eingeladen. Er hat für das Goethe-Institut Kabul Mädchenschulen eingerichtet und musste deswegen vor der Verfolgung der Taliban fliehen. Er lebt seit 2014 in Solingen.
Wir möchten noch darauf hinweisen, dass der Film in Original farsi/dari mit deutschen Untertiteln gezeigt wird und deswegen auch für Neu-Solinger aus dem Iran oder Afghanistan, die noch nicht so gut deutsch sprechen, besonders interessant ist. Wenn Sie entsprechende Menschen kennen, bringen Sie sie gerne mit!
Da waren Silko Hotop (2.v.r.) und die Klasse 11f der Friedrich-Albert-Lange-Schule doch überrascht, als schon nach 40 Minuten alle Kunstwerke versteigert und die stolze Summe von 434 € zusammen gekommen war. Die Jugendlichen hatten sich im Unterricht mit dem Thema „Näher kommen“ künstlerisch auseinandergesetzt. Es entstanden Radierungen, Linoldrucke, Fotomontagen, malerische Arbeiten, Papier- und Fotocollagen und Assemblagen, die am Abschlusstag der Projektwoche zugunsten von Amnesty International versteigert wurden. Jetzt wurde die Summe symbolisch an die Solinger Gruppe von Amnesty in Vertretung von Manuel Lisboa (4.v.l.) übergeben.
Fotos der versteigerten Kunstwerke finden sich auf dem Kulturblog der FALS.
Bereits im Dezember 2016 hatten Kunstlehrer der FALS und ihrer Partnerschulen in England, Spanien und Malta künstlerisch gestaltete Postkarten zu Gunsten von Amnesty International versteigert.
Die folgenden Texte über Menschenrechte haben Solinger Schülerinnen und Schüler geschrieben, die erst seit kurzem in unserer Stadt leben und die internationale Klasse des Mildred-Scheel-Berufskollegs besuchen. Am 9. November 2016, nach dem Gedenken an die Reichspogromnacht von 1938, in der auch in Solingen die Synagoge brannte und jüdische Mitbürger überfallen wurden, trugen die Jugendlichen ihre Texte im Theater und Konzerthaus Solingen vor. Hier setzen Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen jedes Jahr gemeinsam ein Zeichen gegen Hass und Rassismus und für ein friedliches Miteinander.
Das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Solingen hat 2017 eine Broschüre mit Texten und Fotos der Jugendlichen herausgebracht. In Kooperation mit der Pfarreiengemeinschaft Solingen-West enstand außerdem eine Ausstellung. Die Hefte sind kostenlos beim Kommunalen Integrationszentrum, Friedrichstr. 46 erhältlich. Kontakt: Michael Roden, Tel.: 0212 / 250 80 911, E-Mail: m.roden@solingen.de
Die Sprachaufnahmen entstanden im Herbst 2016 in einem Workshop des Projekts „Wenn aus Fremden Freunde werden“ des Jump-In (AWO Aqua).
Das Recht auf freie Meinungsäußerung
Menschenrechte sind wichtig und müssen von allen Menschen beachtet werden. Natürlich ist es auch notwendig und grundlegend, dass man
Ernährung bekommt, eine Wohnung hat und nicht getötet wird. Aber bisher war ich noch nie in Lebensgefahr, hatte immer etwas zu essen, eine Wohnung zum Leben und die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen.
Was, wie ich finde, nicht so gut umgesetzt wurde in meinem Heimatland China, war das Recht, dass man seine Meinung frei äußern darf. Deswegen ist mir dieses Recht am wichtigsten. Die Regierung will manchmal nur die positive Ansicht über sich hören, aber das ist unmöglich und eigentlich nicht gut für die Entwicklung des Landes, weil es noch nicht perfekt ist.
Die Regierung muss die Meinung von allen Menschen respektieren und über die negativen Meinungen nachdenken, dann kann die Gesellschaft besser und demokratischer sein. Alles in allem ist mir das Recht, dass man sich frei äußern darf, am wichtigsten und ich hoffe sehr, dass die Regierung auch zustimmt.
Jiani aus China
Jeder Mensch hat das Recht, eine Schule zu besuchen
Mir ist dieses Menschenrecht am wichtigsten, weil die Bildung die größte Waffe ist, mit der wir die Welt verändern können. Die folgenden Sätze kommen von NELSON MANDELA:
Wenn jemand gebildet ist, wird er wissen, was gut für ihn und für andere Menschen ist. So wird er nicht die Regeln brechen, sondern sie respektieren!
Bildung ist die Basis für ein gutes Leben. Wenn jemand zur Schule geht, dann versteht und lernt er viel. Das größte Problem ist Unwissenheit. Viele Menschen verhalten sich unmenschlich, weil sie ungebildet sind. Wenn wir Unmenschlichkeit bekämpfen wollen, müssen wir die Ignoranz besiegen.
Ich spreche Englisch, Arabisch und ein bisschen Deutsch und kann so viele Kulturen und Gedanken verstehen, weil meine Sprachkenntnisse mir helfen, viele Informationen aufzunehmen. Ohne Bildung kann ich nicht denken. Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken.
Mohammed aus Somalia
Das Recht auf Freiheit
Die Freiheit ist mir das wichtigste Menschenrecht, denn wenn es in einem Land keine Freiheit gibt, wird in diesem Land kein Frieden und
keine Sicherheit herrschen. Außerdem werden wir Konflikte und Rassismus zwischen den Menschen sehen, wenn es die Diskriminierung und keine Gleichberechtigung durch die Regierung des Landes gibt.
Wegen der politischen Gründe und der fehlerhaften Verwaltung hatten einige Staaten Krieg und viele Leute starben oder wurden vertrieben. Ich habe auch mein Heimatland Syrien verlassen, weil es dort keine Sicherheit und Freiheit mehr gibt.
In Syrien ist seit ungefähr 5 Jahren Krieg. Niemand konnte nach draußen oder in die Schule gehen. Es gibt auch Entführungen und viele Leute sind obdachlos geworden. Deshalb konnte ich nicht mehr in Syrien bleiben. Zum Schluss meine ich, dass die Meinungsfreiheit respektiert werden muss. Ohne Meinungsaustausch gibt es keine Wahrheit.
Dilan aus Syrien
Jeder Mensch hat das Recht, eine Schule zu besuchen
Alle Kinder sollen gemeinsam zur Schule gehen dürfen, egal ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Lernen ist für alle Menschen wichtig. Auch wenn die Eltern wenig Geld haben.
Alle Menschen müssen die gleichen Bildungsmöglichkeiten haben. Jeder Mensch kann etwas lernen und sollte zur Schule gehen dürfen. Lernen kann ein gutes Leben in der Zukunft schaffen. Kein Mensch wird ausgeschlossen, egal ob man eine Behinderung hat, arm ist oder aus einem anderen Land kommt.
Ein Beispiel: In Entwicklungsländern können viele Kinder nicht die Schule besuchen, weil die Gebühr sehr hoch ist. Es gibt die Privatschule und die staatliche Schule. In beiden Schulen muss man Geld bezahlen für die Schuluniform und den Schulbedarf. Die staatliche Schule kostet viel weniger Geld als die Privatschule. Trotzdem können viele Kinder nicht die Schule besuchen.
Die Bildung von Kindern hat Spiralwirkung. Das bedeutet, dass die Eltern, die selbst zur Schule gehen durften, auch dafür sorgen, dass ihre eigenen Kinder besser gebildet werden und bereit für die Zukunft sind. Ich finde, dass die Schule sehr wichtig in unserem Leben ist, weil man ohne Schule nicht seine Zukunft planen kann.